Einen Wildpflanzengarten anlegen
Das klingt widersprüchlich. Das Ziel ist auch nicht, dass unser Wildgemüse und die Wildkräuter schön in Reihe wachsen, sie sollen ihre Ungezähmtheit behalten. Denn genau diese Wildheit ist Garant für ihre Wuchsfreudigkeit und hohe Nährstoffdichte. Die wichtigste Aufgabe am Anfang ist das
Wachsen lassen
Beobachten und wachsen lassen ist nicht kompliziert, aber gar nicht so einfach. Sind wir doch oft noch aufgeräumte Gärten mit Rasenfläche und Beetumrandung gewohnt. In deinem wilden Garten lernst du geduldig zu sein und die Natur in ihrem Lebenszyklus zu beobachten.
Prinzip Zufall
- Lasse die Pflanzen versamen und lasse Verblühtes im Winter stehen
- Verteile die Samen an unterschiedliche Stellen im Garten
- Wildpflanzen wandern durch den Garten
Beobachten
Bestimmt wächst in deinem Garten schon einiges an Wildgemüse, Wildblumen und Wildkräutern. Vielleicht Löwenzahn, Gänseblümchen, Spitzwegerich oder Gundermann? Wenn du Glück hast, haben sich sogar schon Giersch und Brennnessel angesiedelt.
- Welche Pflanzen sind schon da?
- Welche Wildpflanze wächst in welchem Bereich deines Gartens?
- Was für einen Wildpflanzen-Garten möchtest du?
- Ist dir das Kochen mit essbaren Wildpflanzen am Wichtigsten?
- Oder ist dein Fokus mehr die Teeernte oder sind es Heilpflanzen für die Naturapotheke?
- Wo sind unterschiedliche Standorte (Sonne, Schatten, Wasser, Wind)?
- Was sind deine Wunsch-Wildpflanzen?
Starte mit deinen wilden Gartenpflanzen
Starte mit den essbaren Wildpflanzen, die schon in deinem Garten wachsen. Sie fühlen sich schon jetzt in deinem Garten wohl und werden deswegen gut wachsen.
Wildgemüse
Die Milden unter den essbaren Wildpflanzen du kannst sie in großer Menge essen.
Brennnessel, Vogelmiere, Postelein, Spitzwegerich, Fenchel und Giersch machen ordentlich Blattmasse, wachsen ausdauernd und stark und sind sehr unkompliziert. Einige Gärtner_innen behaupten sie überwuchern alle anderen Pflanzen.
Geschmacklich sind diese 6 Wildkräuter mild und passen eigentlich in jedes Essen. Der Giersch ist im Jungblattstadium ein wunderbarer Petersilienersatz, denn er treibt viel früher aus. Wenn er älter wird und die Blätter größer ist er besser in der Suppe.
Vogelmiere, Spitzwegerich, Postelein, Fenchel und Giersch sind auch mit der Blüte essbar. Lasse immer einige Exemplare zur Blüte und zur Saat kommen, das freut die Bienen und für den nächstjährigen Nachwuchs ist auch gesorgt.
Blüten
Für Blüten sorgen unsere liebsten Blumen aus Kindertagen. Für essbare Blüten pflanze Gänseblümchen, Ringelblume und Johanniskraut an, sie sind unkomplizierte Dauerblüher.
Die Ringelblume und das Gänseblümchen blühen sehr lange und sind voller guter Inhaltsstoffe. Ihre hübschen Blüten verzieren jeden Salat oder Suppe. Ihr könnt die Blüten des Gänseblümchen komplett verwerten. Bei den Ringelblumen kannst du die Blütenblätter auf den Salat streuen oder für den Tee trocknen. Das Johanniskraut ist wunderbar für Kräutertee und Rotöl geeignet aber auch die Blüten sind essbar.
Eine tolle Ergänzung sind Löwenzahn, Kornblume, Nachtkerze und Wilde Malve.
Würzige Wildkräuter
Zum Würzen eignen sich besonders die wilden Kräuter, die mehr Bitterstoffe enthalten. Vielleicht sind dir die Geschmäcker am Anfang etwas zu intensiv, übe das Essen der so gesunden Bitterstoffe.
Die Blätter der Schafgarbe wie links im Bild sind lecker im Pesto, Salat oder Cashewcreme/Quark/Joghurt. Die Blüten kannst du im Herbst als Tee trocknen. Mit ihren Bitterstoffen unterstützt sie unseren Stoffwechsel und sieht wunderschön aus.
Nachbarschaftshilfe
Frage Nachbar:innen und Freund:innen nach Ablegern und Saatgut. Viele sind froh Brennnessel, Gundermann, Löwenzahn, Spitzwegerich und Giersch in liebevolle Hände abzugeben.
Struktur
Wir rücken die Wildpflanzen in den Mittelpunkt des Gartens. Das Auge benötigt deswegen Ruhezonen zwischen der Wildheit. Lass das Auge durch Struktur zur Ruhe kommen. Dieser geschaffene Gegensatz erzeugt Spannung, macht neugierig und macht deinen Garten zu einem Ort der Entdeckung.
- Mähen von Wegen in einer Wiese
- Anlage (niedriger) von Hecken mitten im Garten
- Strukturgebende Elemente wie Zäune
- Unterschiedliche Materialien auf den Wegen
- Rankgitter
- Rosenbögen
- Zonierung
Vielfalt ernten
Wenn du es schaffst dein Garten wachsen zu lassen, werden sich im Laufe der Zeit immer mehr essbare Wildpflanzen in deinem Garten ansiedeln. Durch konsequentes „Sein-lassen“ fühlen sich immer mehr Pflanzen und Tiere in deinem Garten wohl, und er wird immer vielfältiger. Du wirst jedes Jahr mehr zu beobachten und zu essen haben.
Dein Wildpflanzen-Garten wird dir vielfältigste Genüsse aus Wurzeln, Blättern, Knospen, Blüten, Samen, Früchten und Nüssen liefern.